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In den letzten Jahrzehnten haben das Interesse und die Menge an Forschung zur Bedeutung des Schlafes für die Gesundheit explosionsartig zugenommen.
Die überzeugenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit (< 5 Stunden) aber auch eine überdurchschnittliche Schlafdauer (> 9 Stunden) das Risiko von Infektionskrankheiten und entzündlichen Reaktionen-erhöhen könnten [1–5].
Wie funktioniert unsere „innere Uhr“ und warum könnten Störungen uns schaden?
Unsere zirkadianen Rhythmen werden von einer inneren Uhr in einer Drüse im Gehirn – genauer gesagt im Nucleus suprachiasmaticus des ventralen Hypothalamus - reguliert. Ein normaler zirkadianer Rhythmus ist essenziell für zelluläre Funktionen. Er ist mitverantwortlich dafür wie die genetische Information in Erscheinung tritt (Genexpression), ob und wie unsere Zellen sich vermehren und wachsen (Proliferation) oder auch dem programmierten Zelltod zum Opfer fallen (Apoptose), aber auch wie Hormone ausgeschüttet werden (Hormonsekretionen) und wie Feinabstimmungen des Immunsystems ablaufen (Immunmodulation). Unser Schlaf beeinflusst dabei aber nicht nur direkt Drüsen im Gehirn, sondern beeinflusst die Kommunikation dieser Drüsen mit dem gesamten Körper über die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse und das sympathische Nervensystem. Bei Störungen der zirkadianen Rhythmen kann sich über diese Kommunikationsachse im Körper das basale Genexpressionsprofil in Richtung einer pro-inflammatorischen Schieflage, also in Richtung Entzündung verschieben. Das kann man im Blut oftmals sogar messen und z.B. einen Anstieg an Entzündungsmarkern (Inflammationsmarker) oder auch eine Reduktion der antiviralen Abwehr feststellen. Studien vermuten hinter all diesen Mechanismen erhöhtes Risiko für chronische Erkrankungen und sogar auch eine Zuahme der Gesamtsterblichkeit (Mortalität) [6–8].
Schlafstörungen bei Multiplem Myelom – ein relevantes Problem?
Ca. 50 % der Patienten mit Multiplem Myelom leiden Studien zu Folge therapie- bzw. auch erkrankungsassoziiert an Schlafstörungen [9, 10].
Ferner gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass die Verbesserung des Schlafes die Lebensqualität verbessern kann, indem Symptome wie Schmerzen, Müdigkeit und Depressionen hierdurch verringert werden. Auch Patienten, die vor der Stammzelltransplantation eine hochdosierte Chemotherapie gegen multiples Myelom erhalten werden, könnten nach aktuellem Forschungszustand von einer Verbesserung der Schlafstörungen profitieren [11].
Es ist unserer Einschätzung nach daher sehr wichtig zu verstehen, dass Schlaf nicht nur etwas mit Wohlbefinden zu tun hat, sondern vielmehr als berücksichtigt und vor allem bei Bedarf therapiert werden sollte.
Die Gründe für Schlafstörungen sind vielfältig und oftmals kommen verschiedene Ursachen zusammen. Gerade bei Patienten mit onkologischen Diagnosen können Ängste und Sorgen eine wichtige ursächliche Rolle bei Schlafstörungen spielen. Auch Schmerzen, medikamentöse Nebenwirkungen, Stress sowie psychische und andere körperliche Erkrankungen können den Schlaf nachhaltig stören[12].
Die technisch und für Patienten sicherlich aufwendigste Methode zur Diagnose einer Schlafstörung ist eine Polysomnographie bei der in einem Schlaflabor relevante Körperfunktionen möglichst exakt gemessen und aufgezeichnet werden.
Aber auch einfachere Messverfahren, wie die Aktigraphie und Schlaftagebücher sind neben spielen neben der eigenen Einschätzung und Schlafwahrnehmung des Patienten eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung von Schlafstörungen und der Diagnose von Schlaflosigkeit [5]. Nach gängiger Lehrmeinung sind die Diagnosekriterien für eine Insomnie erfüllt, wenn Störungen des Schlafbeginns oder -verlaufes mindestens dreimal pro Woche über mindestens einen Monat hinweg auftreten, die täglichen Aktivitäten beeinträchtigt werden und die Schlafstörung nicht auf einer anderen psychischen oder körperlichen Erkrankung basieren [13]. Wenn diese Kriterien auf Ihre eigene Situation zutreffen und Sie vermuten an einer Schlafstörung zu leiden, sprechen Sie Ihren behandelnden Hausarzt und auch Onkologen darauf an, damit Sie gemeinsam Diagnostik und Therapie besprechen können.
Die gute Nachricht ist, dass Schlafstörungen ein veränderbarer Risikofaktor sind und eine nichtmedikamentöse Therapie zur Stärkung der eigenen Ressourcen eingesetzt und ein gesunder Lebensstil gefördert werden kann.
Die neue im Sommer 2021 erstmals erschienene S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patientinnen“ behandelt auch das Thema Schlaf. Experten haben in monatelanger Diskussion und Recherche die aktuelle Studienlage zum Thema zusammengetragen und uns eine wertvolle Entscheidungshilfe an die Hand gegeben. Wir möchten im Rahmen der Informationsreihe „KOI meets NIM“ insbesondere auf die Verfahren aufmerksam machen, die in der neuen Leitlinie auf Grund der überzeugenden Datenlage eine „soll“, eine „sollte“ oder eine „kann“-Empfehlung erhalten haben. Verfahren, die noch keine ausreichende Datenlage vorweisen, um eine abschließende Empfehlung zu geben, nutzen wir ergänzend, wenn Sie gefahrlos anwendbar sind, es ausreichend Erfahrungswerte zur sicheren Anwendung und berechtigte Hinweise auf Besserung der Beschwerden gibt.
Patienten mit milder Insomnie profitierten stärker von der kognitiven Verhaltenstherapie. Patienten mit moderater bzw. schwerer Insomnie profitieren auch vom Nutzen achtsamkeitsbasierter Interventionen wie MBSR [14–16], Yoga [17, 18], Tai-Chi und Bewegungstherapien [19, 20] sowie Walking [21].
Auf eine gesunde Schlafhygiene achten:
Baldrian ist das am häufigsten verwendeten pflanzlichen Medikament in Europa zur Behandlung von Insomnien. Das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hat den Trockenextrakt der Baldrianwurzel zur Behandlung von Schlafstörungen aus Gründen der etablierten Nutzung („well-established use“) zugelassen. Auch bei Patienten mit Krebserkrankung wurde Baldrianwurzelextrakt in einer größeren Studie unterlaufender onkologischer Therapie gegen Placebo untersucht (8 Wochen 450 mg Baldrianwurzelextrakt; 0,8% Valerensäure) [22]. PatientInnen berichteten subjektiv über eine signifikante Verbesserung der Schlaf- und der Lebensqualität, eine Überlegenheit konnte im Vergleich zur Kontrollgruppe aber nicht bewiesen werden, so dass nach derzeitiger Datenlage für Patienten unter laufender Therapie in der Leitlinie keine Empfehlung für oder gegen Baldrian ausgesprochen wurde. Baldrianwurzel und Extrakte sind gut verträglich (beschrieben wurden Kopfschmerzen, und Magen-Darm-Beschwerden in seltenen Fällen). In präklinischen Studien gab es Hinweise auf mögliche Interaktionen mit z.B. Cyclophosphamid, Tyrokinase- Inhibitoren, Epidophyllotoxinen, Taxane, Vincaalkaloiden, Tamoxifen [23–28]. Das Interaktionspotenzial wird jedoch nach aktueller Expertenmeinung als gering und ohne klinische Relevanz eingeschätzt [29]. Baldrian kann jedoch die Wirkung von Antidepressiva verstärken und ist bei einer Überempfindlichkeit kontraindiziert.
Patienten mit Schlafstörungen unter laufender Therapie können auf Grund der positiven Erfahrungswerte aber gefahrlos Baldrian in Form einer Tasse Schlaftee zu sich nehmen, z.B.:
Lavendelblüten / Lavendelöl
Lavendel wird ebenfalls mit langer Tradition bei Schlafstörungen, in besondere bei nervöser Unruhe und Ängsten empfohlen. Lavendelöl ist in Deutschland zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen [30]. Das Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) stufte Lavendelblüten und Lavendelöl als traditionelle pflanzliche Arzneimittel ein. Das bedeutet, dass es keine ausreichende Evidenz aus klinischen Studien gibt, aber Beweise dafür, dass solche Produkte seit mindestens 15 Jahren innerhalb der EU in diesem Indikationsbereich sicher verwendet wurden.
Lavendelöl in Weichgelatine-Kapseln hat eine Zulassung zur Behandlung von Unruheständen bei ängstlicher Verstimmung. Der Wirkmechanismus der 58 Wirkstoffe des Lavendel wurde detailliert erforscht [31].
Lavendelöl kann sowohl innerlich (z.B. zugelassene Fertigpräparate in Weichgelatinekapseln), als auch äußerlich (z.B. in Form von Anwendungen aus der Aromapflege und –therapie: Inhalation, Wickel, Auflagen) eingesetzt werden.
Studien deuten darauf hin, dass die Inhalation im Rahmen einer Aromatherapie bei akuten Störungen, eine orale Einnahme bei chronischen Beschwerden eine gute Wirkung hat [32]. Durch die Aromatherapie wird die Melatoninsekretion älterer Menschen erhöht und damit ein stabilisierender Effekt im Tag-Nacht-Rhythmus erreicht [33].
In der S3 Leitlinie wurde Lavendelöl sowohl zur äußeren Anwendung als auch innerlich (Silexan) nicht diskutiert. Aktuelle Übersichtsarbeiten (Silexan 80-160 mg versus Placebo oder Anxiolytika) ergaben, dass 160 mg Silexan genauso effektiv wirkten wie z.B. das Antidepressivum Paroxetin [34]. Zu vergleichbaren Ergebnissen kam ein Cochrane Review, so dass Silexan insbesondere bei Ängsten mit Gedankenkreisen und Schlafstörungen eine kurzfristige zusätzliche Therapieoption darstellen könnte [35] (Wirkeintritt nach 2-3 Wochen, z.B. 1 Kapsel Lasea® täglich, kein Abhängigkeitspotential). Auf Allergien sollte geachtet werden.
Die Wirkung von Beruhigungs- oder Schlafmitteln, sowie Antidepressiva kann verstärkt werden, so dass von einer gleichzeitigen Anwendung abgeraten werden muss. Ebenfalls ist Vorsicht geboten bei Antikonvulsiva und Blutverdünnungsmitteln [36]. Auf Grund einer kleinen Fallserie ist weiterhin unklar, ob Lavendelöl eventuell auf Grund seiner pyhtoöstrogenen Bestandteile für einige Patientengruppen ungeeignet sein könnte [37], so dass wir nach aktuellem Wissensstand empfehlen bei hormonabhängigen Tumoren auf eine hochdosierte und längerfristige Anwendung im Zweifel zu verzichten. Mögliche Nebenwirkungen bei der oralen Einnahme von Fertigpräparaten sind z.B. Atemgeruch, Dyspepsie, Aufstoßen, Kopfschmerzen und Übelkeit. Mindestens 2 Wochen vor elektiven chirurgischen Eingriffen sollten orale Fertigpräparate mit Lavendelöl absetzt werden.
Es spricht jedoch nichts gegen eine abendliche Tasse Lavendeltee:
Wie Sie Lavendelöl in Form von Aromapflege und Aromatherapie äußerlich anwenden können, erfahren Sie im nächsten Absatz.
Durch den Einsatz von Düften werden bei der Aromatherapie das Riechzentrum und das limbische System im Gehirn stimuliert. 0,2 Sekunden nach Auftreffen auf die Rezeptoren sind Studien zu Folge bereits elektrochemische Reaktionen nachzuweisen, die bestimmte physiologische Reaktionen in Gang setzen und die Linderung von Beschwerden bewirken können. Duftstoffe können als Bad, Geruchspflaster, Massageöl, Duftlampe, Aromadiffuser oder Inhalatorröhrchen angewendet werden. Je nach verwendeter Konzentration der ätherischen Öle spricht man von Aromapflege (Konzentration < 3%) oder auch Aromatherapie (ab 3%).
Für den Einsatz zu Huse, in der Klinik oder auch unterwegs haben sich unserer Erfahrung nach Inhalatorröhrchen, von uns Aromastick genannt sehr bewährt. Aromasticks sehen wie ein Lippenstift aus und bestehen aus einem Trägerröhrchen für das Wattestäbchen und einer Schutzkappe. Das Trägerröhrchen hat an der Spitze kleine Öffnungen durch die das ätherische Öl austreten kann. In das Trägerröhrchen wird ein mit dem entsprechenden ätherischen Öl beträufeltes Baumwoll-Wattestäbchen (4 cm lang und 0,6 cm im Durchmesser) eingeführt und mit einer kleinen Deckklappe hygienisch verschlossen. Es werden jeweils 3-5 Tropfen des ätherischen Öls auf das Wattestäbchen aufgetragen. Es können sowohl reine ätherische Öle oder auch verdünnte Öle (diluiert) genutzt werden.
Bei Bedarf entfernen Sie die Schutzkappe und riechen ca. 30 Sekunden am Trägerröhrchen. Dies können Sie in Akutfällen alle 5 Minuten, oder bei
Bedarf wiederholen (siehe Fotos 1 bis 6).
Aromasticks können Sie je nach Indikation/Beschwerdebild mit passenden ätherischen Ölen nutzen. Bei Schlafstörungen haben sich folgende Mischungen sehr bewährt:
In den Aromastick eine Mischung aus den folgenden unverdünnten ätherischen (Bio-)Ölen geben
oder
Die Baumwoll-Wattestäbchen sollten alle 2 Wochen gewechselt werden und die Aromastick desinfiziert werden. Die Berührung der Nase mit der Aromatick sollte vermieden werden.
Ebenso können ätherische Öle äußerlich in Kombination mit Wickeln, Auflagen oder auch Einreibungen hilfreich eingesetzt werden. Sehr einfach und angenehm in der Anwendung sind fertige Auflagen aus Bienenwachs mit bereits zugesetzten definierten ätherischen Ölen. Bienenwachsauflagen sind z.B. im Online-Fachhandel oder auch über Apotheken erhältlich. Rosenöl und Lavendel gehören zu den klassischen Essenzen bei Schlafstörungen und Anspannung. Die Auflagen können Sie täglich für 30 Minuten bis maximal 2 Stunden auf den Oberbauch oder auch den Brustkorb legens Anleitung 1
Alternativ zu Bienenwachsauflagen, hat sich die klassische Lavendelherzauflage, insbesondere bei innerer Unruhe und Anspannung mit Ängsten sehr bewährt.
tauchen Sie hierfür ein Geschirrtuch in kaltes Wasser, auswringen, dreifach falten (ca. DIN A4) und drei- bis viermal mit Lavendelöl (5 %) beträufeln oder die Herzgegend mit 5% igem Lavendelöl einreiben und ein nasses Tuch auf die Herzgegend legen. Mit einem Frotteetuch abdecken und mindestens 30 Minuten belassen.
Die Anwendung kann prinzipiell auch trocken durchgeführt werden. Sehr bewährt hat sich für diesen Fall die alternative Anwendung von Aurum/ Lavandula comp. Creme (Weleda). Hierfür eine dünne Schicht der Salbe auf eine 12x12 cm große Kompresse streichen (in der Apotheke erhältlich) und auf die Herzgegend auflegen, ggf. ein Körnerkissen als Wärmequelle nutzen, wenn dies angenehm für Sie ist.
Im Folgenden finden Sie einige Möglichkeiten, wie Sie Anwendungen mit Wasser in Form von Güssen und Bädern zu Hause für sich nutzen können, wenn Sie unter Schlafstörungen leiden.
Leibwaschungen (bitte nicht anwenden bei akuten Harnwegsinfekten)
Tränken Sie einen Waschlappen oder ein Tuch in 18-20° kaltem Wasser und wringen Sie ihn gut aus. Waschen Sie zunächst die Arme, beginnend am rechten Handgelenk, über die Außenseite der Schulter und die Innenseite des Armes zurück zur Hand. Im Folgenden waschen Sie erneut den rechten Arm in umgekehrter Reihenfolge ab. Vor dem Wechsel zur Gegenseite tauchen Sie den Waschlappen erneut ins Wasser. Nach und nach folgen die Oberkörpervorderseite und der Rücken. Nach der Waschung wickeln Sie sich in warme Handtücher und gehen zu Bett.
Wechselgüsse (bitte nicht bei Gefäßverschlüssen oder Raynaudsyndrom, akuten Thrombosen oder Embolien Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, erhöhtem Blutdruck, Asthma (insbesondere Brust- und Ganzkörperguss), Fieber, starken Krampfadern oder Thrombembolien sowie an Therapietagen anwenden)
Wechselgüsse sollten im Gegensatz zu Leibwaschungen morgens durchgeführt werden.
Beginnen Sie zunächst mit wechselwarmen Kniegüssen und gehen Sie nach Gewöhnung über den kalten Knieguss zum Schenkelguss bis hin zum Körperguss mit Wechselduschen über. Beginnen Sie den Knieguss mit warmem Wasser am kleinen rechten Zeh, über die Außenseite de Unterschenkel bis zur Kniekehle und führen den Schlauch an der Innenseite des Beines zurück zum großen Zeh. Wechseln Sie die Seiten und fahren Sie fort, bis eine angenehme Erwärmung eingetreten ist. Abschließend werden die Fußsohlen abgegossen. Im Anschluss wird der Guss für wenige Sekunden mit kaltem Wasser wiederholt. Der Wechselguss wird in seiner Gesamtabfolge dreimal wiederholt.
In einen hohen Behälter 32 – 37 Grad warmes Wasser bis unterhalb der Knie füllen. Bis zu 6 Tropfen reines ätherisches Lavendelöl in 2 EL Sahne mischen und ins Wasser geben. Im Sitzen Knie mit einem Frotteetuch bedecken und die Beine baden. Danach abtrocknen und warm anziehen. Das Bad sollte unmittelbar vor dem Schlafengehen für maximal 20 Minuten genossen werden.
In einen hohen Behälter 32 – 37 Grad warmes Wasser bis unterhalb der Knie füllen, 30 g Ingwerpulver (= ca. 3 gehäufte EL) ins Wasser geben, im Sitzen Knie mit einem Frotteetuch bedecken und die Füße im Ingwerbad baden. Bitte denken Sie daran nach dem Fußbad alle Rückstände sauber abzuduschen und pflegen Sie Ihre Füße mit einer reichhaltigen Creme oder einem Pflegeöl. Danach warm anziehen. Das Bad sollte unmittelbar vor dem Schlafengehen für maximal 20 Minuten genossen werden.
Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Body Scan sowie Meditation wie z. B. Atemmeditation, Yoga, Tai-Chi und Qigong sind bekannte Methoden, die bei Schlafstörungen gelernt und geübt werden können. Welche Methode die geeignetste ist, um die eigene Mitte zu finden und zu halten, ist sehr individuell. Probieren Sie unterschiedliche Entspannungsverfahren aus, bis Sie gefunden haben, was am besten zu Ihnen, Ihrem Körpergefühl und Ihren Lebensumständen passt.
In der S-3 Leitlinie wurde eine starke Form der Zustimmung in Form einer „sollte“ Empfehlung für Tai Chi und Qi Gong ausgesprochen. Studien zeigten eine Verbesserung der Lebensqualität, eine gleichwertige Wirkung zu kognitiver Verhaltenstherapie über 12 Wochen mit einer signifikanten Verminderung von Ein- und Durchschlafstörungen für PatientInnen während und nach Abschluss der Therapie.
Auch Mindfulnes-based-Stress-reduction (MBSR)-Kurse (Verbesserung der Schlafqualität, gleichwertig zu Verhaltenstherapie, effektiver als Wartegruppe) und Yoga (erhöhte Gesamtschlafdauer pro Nacht, schnellere EInschlafzeiten) haben auf Grund der überzeugenden Studienlage eine „kann“-Empfehlung der Experten erhalten.
Die Stimulierung von Akupunkturpunkten führt über eine Aktivierung sensorischer Nervenbahnen zu zentralen und spinalen, aber auch lokalen Mechanismen, wie z.B. der Freisetzung verschiedener Transmitter (Endorphine, CGRP, GABA, Glutamat, Noradrenalin, Serotonin, Endocannabinoide, Purine, u.a.) oder Effekten auf Fibroblasten und Faszien [38–42].
In der ersten S3-Leitlinie zur Bewertung von Komplementärmedizin in der Behandlung onkologischer Patienten wird der Stellenwert der Akupunktur positiv diskutiert.
Akupunktur hat eine „kann“ Empfehlung erhalten, insbesondere dann, wenn ein verhaltenstherapeutischer Ansatz bei Schlafstörungen nicht möglich ist. Die Schlafqualität konnte in Studien durch Akupunktur deutlich verbessert werden.
Unserer Erfahrung nach hat sich für zu Hause auch die Anwendung einer Nadelreizmatte bzw. Akupressurmatte bewährt. Diese Auflistung soll nur einen kleinen Überblick ermöglichen, welches Potential in der integrativen Onkologie steckt. Die Auflistung kann eine fachlich kompetente ärztliche Beratung sicher nicht ersetzen, gibt aber erste Anregungen oder kann auch der Vertiefung nach einem Beratungsgespräch dienen.
Es grüßen Sie herzlich,
Claudia Löffler und Marcela Winkler
Anleitung 1.
Bienenwachsauflage
Anleitung 2:
Folgende 9 Punkte jeweils 3 Minuten stimulieren, insgesamt kontinuierlich 27 Minuten, einmal täglich, von Kopf zum Fuß, von rechts nach links.
4 Querfinger oberhalb des Innenknöchels, dorsal der medialen Tibiakante.
Auf dem Fußdrücken in der Vertiefung des Winkels zwischen dem ersten und dem zweiten Mittelfußknochen
Text zum Ausdrucken:
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